Fight antisemitism everywhere!
Antisemitismus, die Vorurteile und Abwertung gegenüber Jüdinnen und Juden bzw. dem, was für Jüdisch gehalten wird, ist nicht so einfach zu verstehen. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt und wollen hier unsere Definition vorstellen.
Antisemitismus ist eine Sammelbezeichnung für aus religiösen, völkischen oder rassistischen Motiven begründete Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden und das Judentum an sich. Der Begriff ist erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts infolge der Rassenideologien entstanden und hat sich aus dem Deutschen auch in anderen Sprachen durchgesetzt. Heute steht er für jegliche historische und aktuelle Diskriminierung gegenüber Jüdinnen und Juden.
Antisemitismus hat in Europa eine lange Tradition, zunächst war er vorrangig christlich, aber auch wirtschaftlich und kulturell geprägt. Die christliche Kirche, die dem Judentum vorwarf „Gottesmörder“ zu sein, sprach sich gegen eine gleichberechtigte Behandlung von jüdischen und christlichen Menschen aus. Die Abgrenzung des „Eigenen“ gegenüber Mitgliedern der jüdischen Religionsgemeinschaft, verwirklicht beispielsweise durch den Ausschluss aus bestimmten Berufsgruppen und die Aberkennung von Bürgerrechten, war größten Teils eine Folge der religiösen Diskriminierung. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildete sich die „rassische“ Variante von Antisemitismus heraus, hierbei wird eine jüdische Minderwertigkeit statuiert und Vertreibung oder sogar Vernichtung gefordert. Mit Jüdinnen und Juden wurden durch „rassische“ Zuschreibungen negative, „natürliche“ Eigenschaften wie Unehrlichkeit, Raffgier und Rachsucht verbunden. Neben stereotypen Charakterzügen bildeten sich zu
dieser Zeit ebenfalls antisemitische, biologistische Körperbilder wie das des hakennasigen Juden heraus. Der Rassen-Antisemitismus fand seinen Höhepunkt im nationalsozialistischen Deutschland in der Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden.
Nach dem Nationalsozialismus hat sich zusätzlich ein sekundärer Antisemitismus herausgebildet. Den Opfern der Shoa wird hierbei die Schuld daran gegeben, dass unter die deutsche Geschichte kein „Schlussstrich“ gezogen werden kann. Antisemitische Stereotype, Jüdinnen und Juden seien nachtragend und rachsüchtig, untermauern dies. Jüdischen Menschen wird vorgeworfen, ihre Präsenz würde die Erinnerung wach halten, aus der sie moralisches und letztlich auch finanzielles Kapital schlügen. Sekundärer Antisemitismus äußert sich beispielsweise innerhalb der Debatten um die ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung und das Buch „Die Holocaust Industrie“ von Norman G. Finkelstein. Zum antisemitischen Gedankengut gehören Theorien über jüdische Weltverschwörung, die Jüdinnen und Juden an zentralen Stellen der Macht vermuten und gegen die ein Widerstand aufgebaut werden muss. Weiterhin sind Antizionismus bzw. Antiisraelismus Varianten des Antisemitismus. Hierbei wird nicht nur die Existenzberechtigung
Israels in Frage gestellt, sondern auch Parallelen zwischen dem Holocaust und der israelischen Politik gegenüber den PalästinenserInnen gezogen. Diese Antisemitismusvariante ist in der Bevölkerung weit verbreitet.
Ob im Stadion, in der Schule, zu Hause, auf der Straße oder unter Freundinnen und Freunden: Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und andere Ausgrenzung sowie Verharmlosung des Nationalsozialismus und Geschichtsfälschung finden sich in ganz alltäglichen Situationen.
Nimm das nicht hin, auch wenn ein Spruch ganz "harmlos" daherkommt!
Zu viel Toleranz fördert Ignoranz.
Eine Kampagne von der Projektinitiave "Participate!" im Conne Island Leipzig.
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Union durch das Programm
JUGEND IN AKTION finanziert. Der Inhalt dieses Projektes gibt nicht notwendigerweise den Standpunkt der Europäischen Union oder der Nationalagentur
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participate.conne-island.de - »Participate!« - Juli-Dezember 2009