Reagieren
auf rechte Sprüche
In dem Workshop, der Teil des Projektes "Participate!" war, wurden rechte Äußerungen im Leipziger Alltag thematisiert und wie darauf reagiert werden kann.
Wenn man mit anderen erstmal anfängt Sprüche und Situationen zu sammeln, dann merkt man ganz schnell wie vielen rechten Äußerungen man im ganz normalen Alltag begegnet. Und die Leute sind nicht direkt Nazis, die so was sagen, sondern ganz normale Deutsche.
Man kann auch trainieren auf rechte Sprüche zu reagieren. Je besser vorbereitet man sich fühlt, desto einfacher ist es in der Situation wirklich das zu sagen, was man möchte.
Wichtig ist es anderen über solche Situationen zu reden, meist fällt einem oder einer in der Gruppe mehr ein als alleine. Also ruhig mal gemeinsam schlagfertige Argumente sammeln.
Wir haben ein paar Übungen ausprobiert und fanden diese ganz gut: Die Links führen zu pdf Dateien, alle Übungen sind aus dem
Baustein für eine nicht rassistische Bildungsarbeit vom DGB Thüringen.
Misch dich ein!
Besonders gut fanden wir, dass man die Situation auch abwandeln kann und zum Beispiel Sachen, die man selber erlebt hat, ausprobieren kann.
Parolen Paroli bieten
Zum einen ist gut, dass alle spontan reagieren und man merkt, dass einem/ einer auch direkt was einfällt. Zum anderen gefällt uns, dass man Ideen bekommt und sich merkt, wie andere reagieren würden.
Widersprechen aber wie?
Hier fanden wir gut, dass eigene Erfahrungen als Grundlage genommen werden und außerdem, dass hier viele Möglichkeiten des Reagierens aufgezeigt werden. Gerade über diese Argumentationsstrategien haben wir ziemlich lange geredet.
Argumentieren gegen rechts
Voraussetzung für ein sicheres Auftreten gegen rechte Parolen ist die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema. Wenn ich mich auf mein Wissen verlassen kann, kann ich auch in Diskussionen sicherer auftreten, fühle mich inhaltlich nicht überfordert und bin besser in der Lage auf den Verlauf des Gesprächs/ der Auseinandersetzung zu achten und zu (re-) agieren.
Ziel: Rechte Parolen nicht unwidersprochen lassen und die eigene Position in Diskussionen stärken.
Kommunikationsstrategien (einige Anregungen):
- ruhig bleiben, normal, eher leise, sprechen (erfordert mehr Aufmerksamkeit)
- auf die Körpersprache achten (offen bleiben, nicht klein machen, Raum einnehmen)
- selbstsicher und souverän auftreten (auf das eigene Wissen und die Rhetorik vertrauen, die eigenen Argumente sind in jedem Fall die besseren)
- nicht belehrend auftreten, sondern die Diskussion ernst nehmend
- nicht provozieren lassen (auch wenn es schwierig ist: nicht auf Parolenniveau hinab lassen), wenn möglich mit Fragen oder Argumenten antworten, ansonsten z.B. Provokation bewusst ignorieren oder abbrechen
- die Umstehenden (MitläuferInnen) einbeziehen, dem Anführer/ der Anführerin nicht alle Aufmerksamkeit geben
- Von der Parolenebene zur argumentativen Auseinandersetzung kommen:
- ein Thema zu Ende behandeln, auch wenn versucht wird eine intensive Diskussion zu vermeiden
- im Gespräch bleiben, nicht unterbrechen lassen
- direktes Nachfragen (warum?, wer ist so?, wann hast du das erlebt? wen kennst du?)
Verschiedene Argumentationshilfen, um auf Sprüche zu reagieren:
Das Ideal zeichnen:
Das heißt, eine Lehre beim Wort nehmen, auf jedem Wort und jedem Satz herumreiten, Absurditäten oder Brutalitäten ans grelle Licht zerren und schonungslos die Konsequenzen aufzeigen.
Das Objekt austauschen:
Die Grauenhaftigkeit eine Äußerung wird gezeigt, indem eine andere Personengruppe eingesetzt wird, die als Objekt von Hass und Aggression nicht akzeptiert wird.
An den Nationalsozialismus erinnern:
Unmenschlichkeiten in der Geschichte in die Erinnerung rufen und ihren Zusammenhang mit Ideologien deutlich machen.
Auslachen:
Wer über eine Sache lacht, hat keine Angst und keinen Respekt mehr vor ihr.
Karikieren:
Die Karikatur zeichnet ein scharfes Bild, sie ist polemisch und rückt bestimmte Aspekte ins Zentrum der Aufmerksamkeit, aber sie lügt nicht - und darauf beruht ihre Wirksamkeit.
Verfremdung:
Die Ideologie wird von außen, mit den Augen eines Zuschauers, der nicht in der Ideologie aufgewachsen ist, betrachtet.
Bagatellisierung:
Man bringt möglichst oft und deutlich zum Ausdruck, dass die Äußerung uninteressant, nebensächlich oder lächerlich ist.
Etwas mit absichtlich schlechten Gründen verteidigen:
Einer Äußerung wird beigepflichtet- aber mit Gründen, die als unzulässig oder ungehörig empfunden werden.
Ernst nehmen und hinterfragen
Obwohl etwas als Provokation gemeint war, wird es ernsthaft aufgenommen und mit warum etc. hinterfragt
"Opfergruppen" austauschen
Wenn jemand etwas über "die Türken" sagt, das vermeintliche Argument aufnehmen und z.B. durch Deutschen, Männern oder Frauen austauschen.
Mehr Information:
Tiedemann, Markus: In Auschwitz wurde niemand vergast. 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt. Mühlheim a. d. Ruhr, 2000.
Hufer, Klaus-Peter: Argumentationstraining gegen Stammtischparolen. Materialien und Anleitungen für Bildungsarbeit und Selbstlernen. Schwalbach/Taunus: 2000.
Bundeszentrale für politische Bildung (BpB): Argumente gegen rechtsextreme Vorurteile. Informationen zur politischen Bildung, Mai 2001.
Argumente und Anregungen finden sich auch hier:
http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr.htm und
http://lexikon.idgr.de/
Eine Kampagne von der Projektinitiave "Participate!" im Conne Island Leipzig.
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